Die Geschichte der Zwischenkriegszeit ist lange als eine Geschichte von Nationalstaaten geschrieben worden – sei es indem die Interaktionen von Regierungen oder innenpolitische und soziokulturelle Entwicklungen in abgeschlossenen nationalen Kontexten untersucht wurden. Vor allem in den letzten Jahren hat sich die Forschung jedoch im Zuge historiographischer Debatten um den Ansatz der “transnationalen Geschichte” verstärkt mit grenzüberschreitenden Prozessen, Transfers und Interaktionen nicht-staatlicher oder nur z.T. staatlicher Akteure befasst. Mittlerweile sind erste neuere Arbeiten zur transnationalen Dimension der Zwischenkriegszeit erschienen, doch die historische Forschung befindet sich in ständigem Fluss und wird durch verwandte neuere Ansätze – vor allem die Globalgeschichte - weiter angeregt.
Die beiden Jahrzehnte zwischen den Weltkriegen lassen sich in diesem Sinne als eine von unterschiedlichen Geschwindigkeiten geprägte globale Umbruchphase der Entstehung und Erweiterung vielschichtiger – etwa sozial, ökonomisch oder kulturell verfasster - transnationaler Handlungsräume verstehen, die sich teils konträr, teils komplementär zu Entwicklungen auf der Ebene der Nationalstaaten verhielten. Die (regionalen) Eigengesetzlichkeiten dieser Räume sollen ebenso untersucht werden wie ihre institutionellen Kristallisationspunkte, die Akteure, Ideen und Praktiken welche sie prägten und ihre Schnittstellen mit Nationalstaaten.
Ziel des Workshops ist es, die komplexe transnationale und globale Dynamik der Zwischenkriegszeit zu untersuchen und Doktoranden die Möglichkeit zu geben, ihre laufende Arbeit in einem konstruktiven Umfeld zu diskutieren.
Mögliche, nicht ausschließliche, Themenfelder sind etwa:
- transnationale Expertengemeinschaften
- globale Momente und Visionen
- Geschichte des Völkerbundes und internationaler Organisationen
- koloniale Beziehungen als Gesellschaftsbeziehungen
- Geschichte der Globalisierung
- transnationale Politik
- Migrationen
Der Workshop richtet sich primär an Doktoranden, steht jedoch allen Interessenten offen. Für Referenten werden die Übernachtungskosten und die Fahrtkosten auf Basis der Bahn Card 50 anteilig erstattet.
Interessenten sollten ein Abstract von nicht mehr als 400 Wörtern und einen kurzen Lebenslauf bis spätestens zum 15.3.09 an Christoph Meyer und Sönke Kunkel schicken:
c.meyer@jacobs-university.de
s.kunkel@jacobs-university.de